Welche Gefühle können Kinder bei der Trennung ihrer Eltern haben?

von | Apr 3, 2024 | Blog, Trennung | 0 Kommentare

Last Updated on 9. April 2024 by Claudia

Um dir als Elternteil einen Einblick in die Gedankenwelt deines Kindes zu geben, stelle ich dir hier mögliche Gefühle vor, die ein Kind bei einer Trennung der Eltern haben kann. Beachte, nicht jedes Kind hat jedes Gefühl oder kann diese Gefühle auch so benennen. Natürlich sind die Gefühle von der Persönlichkeit, vom Alter und von den bisherigen Erfahrungen des Kindes sehr stark abhängig.

Du kennst dein Kind und kannst dann anhand dieser Liste einschätzen, welche möglichen Gefühle dein Kind bei der Trennung von euch Eltern haben könnte. So hast du eine bessere Chance deine Kinder in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen, indem du besser einschätzen kannst, was sie brauchen.

Bei vielen Gefühlen habe ich dir mögliche Ideen zur Bewältigung der Gefühle deines Kindes aufgeschrieben. Schau auch gerne unter anderen Gefühlen nach. Vielleicht findest du dort auch eine Anregung, die du gerne für dein Kind umsetzen möchtest.

Die Reihenfolge der Auflistung hat keine Bedeutung und zeigt nicht die Häufigkeit der Gefühle von Kindern an.

 

Kinder lernen in Büchern und Filmen sehr häufig, dass eine Familie intakt sein muss. Das typische Bild einer Familie „Vater, Mutter, Kind/Kinder“ geht bei einer Trennung verloren. Zum einen geht die Verlustangst in Richtung des Gefühls einer intakten Familie, aber natürlich auch die Angst, einen der Elternteile zu verlieren. Dies geschieht vielleicht durch Wegzug oder durch die Streitereien, dass einer der Elternteile nicht mehr so häufig präsent im Leben des Kindes ist.

Hier könnten Rituale, wie feste Telefonzeiten oder verlässliche Umgangszeiten, eine gute Lösung sein, um dieses Gefühl zu besänftigen.

 

Schuld

Kinder neigen oft dazu, sich die Schuld für die Trennung ihrer Eltern zu geben. Natürlich ist dies total irrational. Theoretisch sollte man meinen, dass sie wissen, dass sie nichts falsch gemacht haben oder dass eine Handlung von ihnen selbst die Trennung verursacht hat. Aber dies ist nicht die Realität.

Diese Schuldgefühle ziehen sich bei Trennungskindern oftmals auch noch weiter bis in die eigenen Beziehungen. Umso wichtiger ist es, dass ihnen gesagt und gezeigt wird, dass sie nichts mit der Trennung zu tun haben.

 

Angst vor Veränderung

Trennungskinder haben oftmals Angst, dass sich ihr Leben verändert, und nicht mehr so ist, wie sie es bislang gekannt haben. Dies kann einmal durch Umzug sein, Verlust von gewohnten Routinen oder die Angst, dass der Kontakt zu einem Elternteil abbricht. Diese Angst ist oftmals nicht ganz unbegründet.

In dieser Situation ist es sinnvoll, die Angst vor Veränderung nicht kleinzureden oder sie zu negieren, sondern sprich mit dem Kind über diese Angst. Vielleicht möchte das Kind dieser Angst einen Namen geben, um so besser mit ihr umzugehen.

 

Angst um ihre Eltern

Bei einer Trennung kann es auch sehr leicht passieren, dass die Kinder sich um das Wohlergehen ihrer Eltern sorgen. Dies geschieht sehr häufig, wenn ein Elternteil mit der Trennung nicht zurechtkommt und dann die Kinder in eine Erwachsenenrolle schlüpfen. Dies geschieht in der Regel unbewusst und nicht beabsichtigt. Ein anderer Fall könnte sein, dass ein Elternteil, z.B. seelisch, krank ist oder wird.

Hier ist es oftmals besonders bei älteren Kindern ein schmaler Grat zwischen ehrlicher und offener Kommunikation mit den Kindern und zu viel seine eigene Wahrheit an die Kinder weiterzugeben.

 

Unsicherheit

Mit einer Trennung sind auch viele Veränderungen für Kinder verbunden. Deshalb fühlen sich Kinder sehr oft unsicher, wie die Zukunft für sie aussieht. Ihr bisheriges Leben wird sich stark verändern und für sie ist jetzt alles instabil und unsicher, wie sich alles weiterentwickelt.

Folgende Fragen aus der Unsicherheit heraus könnten sich Kinder jeweils abhängig von ihrem Alter beispielsweise stellen:

  • Muss ich hier ausziehen?
  • Wie werde ich zukünftig wohnen?
  • Werde ich einen Elternteil nicht mehr oder nur noch selten sehen?
  • Sehe ich meine Freunde weiterhin?
  • Kann ich meine Hobbys weitermachen?
  • Wie wird zukünftig die Stimmung zwischen meinen Eltern herrschen?
  • Muss ich den Kindergarten / die Schule wechseln?
  • Was wird sich für mich verändern?
  • Wie kann ich das „überleben“?

Überlege dir altersgerechte Antworten auf diese Fragen, die du dann mit deinem Kind besprechen kannst. Je nach Persönlichkeit und Alter des Kindes solltest du die Themen mit deinem Kind proaktiv besprechen und nicht abwarten, dass das Kind dir zuerst anspricht. 

 

Claudia Kielmann Stark nach Trennung Kind ist unsicher wegen Trennung der Eltern

Enttäuschung

Besonders jüngere Kinder hoffen sehr lange, dass sich ihre Eltern wieder vertragen und dann alles wieder so wird, wie es einmal war. Kinder möchten in der Regel wieder das Alte, Vertraute zurück, deshalb hoffen sie, dass das alte Familiengefüge wieder aufgenommen wird. Wenn dies nicht geschieht oder neue Partner der Elternteile mit im Spiel sind, sind die Kinder oftmals sehr enttäuscht.

Versuche deshalb behutsam diese Themen mit dem Kind zu besprechen. Sind neue Partner da, hilft dir vielleicht auch mein Artikel „Wie stelle ich meinem Kind den neuen Partner vor?“. Hier gebe ich weitere Hinweise in einer solchen Situation.

 

Verwirrung

Sobald eine Trennung im Raume steht oder die Trennung der Eltern mit den Kindern besprochen wird, sind die Kinder anfangs sehr verwirrt. „Wie geht es weiter?“, werden sich die meisten immer fragen. Besonders ältere Kinder werden sich nicht mit daher gesagten, schwammigen Gründen zufriedengeben. Sie werden immer wieder Fragen stellen und fundierte Antworten hören wollen.

Hier ist es wichtig einen guten Weg zu finden, um mit den Kindern offen und möglichst ehrlich zu antworten ohne den anderen Elternteil „schlecht“ zu machen.

 

Wut

Das Gefühl der Wut wird sehr häufig bei Kindern ein Begleiter der Trennung sein. Sie sind wütend auf ihre Eltern, auf die Umwelt, die ggf. diese Situation herbeigeführt hat, und ggf. auch indirekt auf Kinder, die noch mit beiden Elternteilen aufwachsen dürfen.

Sollte die Trennung aufgrund anderer Partner ausgesprochen werden, kann sich dies in eine starke Wut auf den neuen Partner / neue Partnerin entladen.

Wut ist wichtig und richtig. Sie sollte nur möglichst so kanalisiert werden, dass kein anderer Schaden davon trägt. Vielleicht ist ein anderer Sport, z.B. Boxen, Karate (besonders für Mädchen) eine gute Möglichkeit, Wut in Energie umzuwandeln.

 

Einsamkeit

Wenn Kinder das Gefühl haben, nicht gehört und gesehen zu werden in dem Prozess der Trennung, fühlen sich diese dann sehr einsam. Dies verstärkt sich, wenn die Kinder keine Möglichkeit haben, über ihre Gefühle zu sprechen. Deshalb sind besonders Freunde oder andere Vertraute wichtig, um das Gefühl der Einsamkeit nicht aufkommen zu lassen.

Es gibt in einigen Städten und Gemeinden besondere Angebote für Trennungskinder. In diesen Gruppen wird unter Anleitung einer Fachkraft mit den Kindern über die Trennung der Eltern gesprochen. Hier können die Kinder erfahren, dass sie und ihre Probleme nicht alleine sind und oftmals entstehen hier Freundschaften unter den Kindern.

 

Überforderung

Wenn Kinder Schwierigkeiten haben, sich an die veränderte Situation anzupassen, stürmen viele verschiedene Gefühle auf die Kinder ein. Die Palette reicht von Ärger, Verstörung bis hin zu Traurigkeit. Welche Gefühle bei den Kindern jeweils vorherrschen, wird je nach Stärke der Veränderung, sich ständig ändern. Hier ist es besonders wichtig, immer auf die Kinder einzugehen, sie zu verstehen und sie in ihren Gefühlen zu unterstützen.

Überlege auch, ob eine andere Vertrauensperson oder ein Experte neutral und ohne Bewertung mit dem Kind über seine Situation sprechen kann und sollte. Hier kann das Kind frei und offen reden.

 

Scham

Manche Menschen schämen sich, wenn die Familie auseinanderbricht. Dies kann auch bei Kindern sein. Sie könnten sich schämen, dass ihre Familie keine „heile“ Familie mehr ist, dass sie nun anders sind als andere, z.B. als die Freunde. Vielleicht schämen sie sich auch, weil sie denken, dass sie schuld sind, an der Trennung ihrer Eltern.

Zum Thema Scham bei Trennungen habe ich bereits einen Blogartikel geschrieben. Wenn dich das interessiert, kannst du ihn hier nachlesen.

Inzwischen gibt es schöne Bücher für Kinder, die das Thema Trennung verständlich erklären. Vielleicht ist dies auch eine gute Möglichkeit, verschiedene Fragen anzusprechen und dann zu besprechen.

 

Claudia Kielmann Stark nach Trennung Mädchen hat Gefühle wegen Trennung der Eltern

Hilflosigkeit

Kinder können sich angesichts der Trennung der Eltern hilflos fühlen, da sich keine Möglichkeit haben, diese Situation zu ändern oder zu verbessern. Sie müssen die Trennung der Eltern akzeptieren, ob sie das möchten oder nicht, denn sie haben keine Kontrolle darüber.

In dieser Situation sei geduldig und gnädig mit deinem Kind. 

 

Trauer

Genau wie die Elternteile können Kinder um den Verlust der Familie trauern. Alles, was sie bislang gekannt haben, wird sich ändern. Traditionen, Erinnerungen und bestimmte Bindungen an Menschen werden sich verändern. Deshalb können und dürfen Kinder darüber traurig sein.

 Zusammen mit deinem Kind kannst du neue Erinnerungen und Traditionen erschaffen. Dies hilft, um Trauer zu überwinden.

 

Ambivalenz

Kinder können widersprüchliche Gefühle bei der Trennung ihrer Eltern haben. Dies wird besonders dann sein, wenn die Beziehung ihrer Elternteile zueinander schwierig waren oder sogar mit vielen schwierigen und belastenden Situation gespickt war. Dies kann zum Beispiel bei einer der 7 Formen der häuslichen Gewalt sein. So können auf der einen Seite Erleichterung empfunden werden und auf der anderen Seite aber auch Trauer oder Verlust über das Ende der Familie.

 

Mangelnde Selbstwertgefühle

Die Trennung der Eltern kann das Selbstwertgefühl von Kindern beeinträchtigen, insbesondere, wenn sie das Gefühl haben, sie sind schuld an der Trennung. Aber auch aufgrund von fehlender Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse, kann das Selbstwertgefühl von Kindern großen Schaden nehmen.

Hilf deinem Kind aus diesem Gefühl heraus. Kreiere Möglichkeiten, damit dein Kind wieder ein starkes Selbstbewusstsein erhält. Etabliere neue Routinen, um Erfolge zu feiern oder neue Ideen des Kindes umzusetzen.

 

Angst vor Entfremdung eines Elternteils

Kinder können sich von einem oder beiden Elternteilen emotional entfremdet fühlen. Dies ist dann besonders der Fall, wenn sie den Eindruck haben, dass sich der bisherige Kontakt oder die Beziehung zu einem Elternteil oder zu beiden sich aufgrund der Trennung verringert.

Hier helfen feste Zeiten oder Rituale, die beide Elternteile durchführen und im Sinne des Kindeswohls priorisieren.

 

Fazit

Diese hier aufgeführten Gefühle von Kindern bei der Trennung ihrer Eltern sind sicher nur ein Teil von möglichen Gedanken, die sich Kinder in dieser Situation machen.

Dies ist natürlich auch abhängig von der bisherigen Familiensituation. Ist die Trennung eher eine Erleichterung für ein Kind, sind sicher noch ganz andere Gefühle wie zum Beispiel Erleichterung mit im Spiel.

Versetze dich in die Situation deiner Kinder, mach also einen Perspektivwechsel, um dich noch besser in die Gefühle deines Kindes hineinzuversetzen. Je besser du dich einfühlen kannst, umso besser kannst du sie in der Trennungssituation unterstützen.

Höre deinem Kind genau zu – auch in den Pausen zwischen dem Gesagten. Frage nach und ziehe gerne weitere Personen zum Wohl des Kindes hinzu.

 

Möchtest du dich vor, während oder nach der Trennung unterstützen lassen? Dann buche dir ein kostenloses Kennenlerngespräch, in dem wir klären, wie ich dich am besten unterstützen kann.

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Wer schreibt hier?

Portraitfoto Claudia Kielmann, Coach "Stark nach Trennung"

Ich bin Claudia, und als Trennungscoach unterstütze ich Frauen in Trennungssituationen. In meinen Blogbeiträgen findest du mein Wissen und meine Erfahrungen rund um die Themen "Trennung" und "Persönlichkeits-entwicklung".


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