Loslassen ist ein einfaches Wort, aber wie funktioniert dies genau? Was kann ich überhaupt alles loslassen, warum kann Loslassen auch schmerzhaft sein und warum solltest du überhaupt loslassen – dies und vieles mehr kannst du in diesem Blogartikel lesen.
Was bedeutet „Loslassen“?
Loslassen bedeutet, sich ganz bewusst, von Dingen, Menschen, Gefühlen oder Gedanken zu trennen, die für uns nicht mehr länger förderlich oder hilfreich sind. Loslassen ist ein Prozess, der es uns ermöglicht, uns von dem zu befreien, was uns belastet und somit Raum für Neues schafft. Dies hört sich jetzt einfacher an, als es oftmals ist.
Die Psychotherapeutin Irmtraud Tarr hat in einem Gespräch mit der Zeitschrift Psychologie heute folgendes gesagt: ‚Loslassen hat etwas mit End-Bindung‘ zu tun, mit Ablösung, Aufbruch und Befreiung von etwas, von dem man weiß, dass es im Grunde seines Herzens nicht mehr festhalten will und kann.“
Etwas loszulassen, kann drei verschiedene Ebenen haben. Emotional kann loslassen bedeuten, alte Wunden, Verletzungen oder Enttäuschung zu akzeptieren und loszulassen, um inneren Frieden zu finden. Psychisch bedeutet es, negative Gedankengänge oder belastende Erinnerungen abzulegen, die unser Wohlbefinden einschränken. Und als Drittes kann Loslassen körperlich bedeuten, sich eine spürbare Erleichterung zu erreichen, zum Beispiel weniger Anspannung, bessere Atmung oder ein Gefühl von Leichtigkeit zu haben.
Was kann alles losgelassen werden?
Es gibt viele verschiedene Arten des Loslassens, die jeweils unterschiedliche Bereiche unseres Lebens betreffen. Eine der häufigsten Formen ist das Loslassen von Menschen, sei es nach einer Trennung, dem Ende einer Freundschaft oder dem Verlust durch Tod. Dabei geht es nicht nur darum, die körperliche Abwesenheit zu akzeptieren, sondern auch die emotionale Bindung aufzulösen, die uns an diese Person bindet. Dies bedeutet nicht gleichzeitig, dass man nicht um diesen Menschen trauern darf.
Des Weiteren können Emotionen losgelassen werden. Besonders Emotionen wie Wut, Trauer, Angst oder Schuld können und sollen losgelassen werden. Diese „negativen“ oder besser ausgedrückt „unangenehmen“ Gefühle können uns blockieren und daran hindern, voranzukommen und etwas Neues anzufangen. Das bewusste Loslassen dieser Emotionen schafft Raum für Heilung und andere, vielleicht „positive“ Gefühle.
Darüber hinaus gibt es das Loslassen von materiellen Dingen. Das Festhalten von Besitz, der für uns vielleicht die Bedeutung verloren hat, kann emotional belastend sein. Indem wir uns von überflüssigen Gegenständen trennen, schaffen wir es nicht nur räumlichen, sondern auch geistigen Raum freizumachen und dadurch eine Klarheit und ein Weiterkommen für uns zu erreichen. In meinem sehr persönlichen Blogartikel „Ein Haus voller Erinnerungen – und der Mut, es loszulassen“ schreibe ich über das Loslassen während meiner Trennung von „meinem“ Haus und wie es mit damit ging.
Auch das Loslassen von Gedanken gibt es. Dies betrifft oft negative oder destruktive Denkmuster, die uns in der Vergangenheit festhalten oder uns an einer erfüllten Zukunft hindern. Der Schritt, alte Überzeugung oder Sorgen loszulassen, fördert geistige Freiheit und inneren Frieden.
Schließlich gibt es das Loslassen von Erwartungen und Kontrolle, bei dem wir akzeptieren, dass wir nicht alles im Leben steuern können. Dieses Loslassen kann uns von unserem Stress und Druck befreien und uns helfen, das Leben gelassener und offener zu erleben.
Warum bedeutet „Loslassen“ auch Schmerzen?
Loslassen ist oftmals schmerzhaft, weil es mit dem Abschied von Dingen, Menschen oder Vorstellungen verbunden ist, die eine tiefe emotionale Bedeutung für uns haben. Wir knüpfen an Beziehungen, Erlebnisse und sogar materielle Dinge, bestimmte Erinnerungen, Hoffnungen und Gefühle. Wenn wir loslassen müssen – sei es eine frühere geliebte Person, eine Phase unseres Lebens oder eine Idee, wie etwas hätte sein können – verlieren wir nicht nur das „Objekt“ unseres Festhaltens an sich, sondern auch die damit verbundenen Emotionen und Träume. Genau dieser Verlust erzeugt Schmerz, weil er uns aus unserer Komfortzone reißt und uns zwingt, uns mit der Unsicherheit und dem Unbekannten auseinander zu setzen.
Oft fällt es schwer, loszulassen, weil es uns vor Augen führt, dass wir keine Kontrolle über alles haben und dass das Leben nicht immer so verläuft, wie wir es uns wünschen. Der Prozess des Loslassens, zwingt uns dazu, uns mit unseren tieferen Ängsten, wie der Angst vor Einsamkeit, Verlust oder Versagen, auseinander zu setzen.
Auch die Trauer über verpasste Chancen und unerfüllten Erwartungen kann sehr schmerzhaft sein. Doch gerade dieser Schmerz ist oft ein Zeichen dafür, dass wir uns in einem wichtigen Wandel befinden – einem, der uns am Ende mehr Freiheit, innere Stärke und Klarheit schenkt. Dieser Schmerz ist unvermeidbarer Teil des Loslassens, aber er ist auch der Weg zu einem neuen Anfang und zu einer neuen Beziehung zu dir selbst.
16 Gründe, warum du loslassen solltest
Es gibt viele Dinge, warum du „Altes“ loslassen solltest. Die für mich wichtigsten Gründe habe ich hier aufgeschrieben:
- Innerer Frieden: Loslassen, befreit dich von negativen Emotionen und schafft Raum für inneren Frieden
- Freiheit: du gewinnst Freiheit, wenn du belastende Gedanken, Menschen, Situationen oder materielle Besitztümer loslässt, die dich zurückhalten
- Chancen: loslassen öffnet dir die Tür für neue Möglichkeiten und positive Veränderungen im Leben
- Selbstbestimmung: loslassen, gib dir die Kontrolle über dein Leben zurück und befreit dich von äußeren Einflüssen
- Vergebung: loslassen, fördert Vergebung sowohl gegenüber dir selbst als auch gegenüber anderen Menschen
- Klarheit: du gewinnst Klarheit über deine eigenen Bedürfnisse und kannst dich auf das konzentrieren, was dir wirklich wichtig ist
- Heilung alter Wunden: loslassen hilft, alte emotionale Verletzungen zu verarbeiten und zu heilen.
- Stärkung des Selbstvertrauens: loslassen von negativen Gedanken und Selbstzweifeln kann dein Selbstwertgefühl stärken
- Entwicklung von Resilienz: der Prozess des Loslassens, hilft dir, widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen Herausforderungen und Schwierigkeiten zu werden
- Akzeptanz der Realität: loslassen fördert die Akzeptanz der Dinge, die du nicht ändern kannst, und führt zu mehr Gelassenheit
- Leben im Hier und Jetzt: loslassen ermöglicht es dir, dich mehr auf die gegenwärtigen Momente zu konzentrieren und das Leben bewusster zu erleben
- Verringerung von Ängsten: wenn du dich von Angst vor der Zukunft oder von deinen eigenen Ängsten befreist, kannst du optimistischer nach vorne blicken und vieles das machen, wovor du vorher Angst hattest
- Weniger Druck: loslassen hilft, dir, unrealistische Erwartungen loszulassen und den Druck zu verringern, perfekt sein zu müssen
- Selbstliebe fördern: du lernst, dich selbst zu lieben und nicht an vergangenen Fehlern oder unerfüllten Erwartungen festzuhalten
- Besseres Wohlbefinden: loslassen kann zu mehr mental und körperlichen Wohlbefinden führen, in dem Stress reduziert wird
- Mehr Energie: du hast wieder mehr Energie, da du nicht mehr an das vergangene gebunden bist
Was kann uns beim Loslassen hindern?
Es gibt viele Faktoren, die uns beim Loslassen hindern können, und sie wirken oft tief in unserem Unterbewusstsein. Einer der größten Hindernisse ist die Angst vor Veränderung. Wir halten oft an dem Bekannten fest, selbst wenn es uns unglücklich macht, weil das Unbekannte, uns Angst einflößt. Die Unsicherheit, was nach dem Loslassen kommt, kann lähmend wirken und uns dazu bringen, lieber in der alten, ungesunden Situation zu verharren. Dies ist gerade bei toxischen Beziehungen oftmals ein Hinderungsgrund, warum wir uns nicht aus dieser Beziehung befreien und gehen. (Hinweise auf Blogartikel, toxische Beziehung und Trauma Band).
Auch die Angst vor Verlust spielt eine zentrale Rolle. Wenn wir etwas loslassen, sei es eine Beziehung, eine Erwartung oder einen Traum, fühlen wir uns, als würden wir einen Teil von uns selbst verlieren. Diese Verlustangst hält uns oft gefangen, da wir uns an das klammern, was einmal war, anstatt uns dem zu öffnen, was sein könnte.
Ein weiteres Hindernis ist die emotionale Bindung an das, was wir loslassen wollen. Beziehungen, Erinnerungen oder Erwartungen, haben oft tiefe, emotionale Wurzeln in unserem Leben. Diese Bindung zu durchtrennen, ist schmerzhaft und lässt uns mit dem Gefühl zurück, etwas Wertvolles aufzugeben.
Zusätzlich kann Schuld und Scham und daran hindern, loszulassen. Wir fühlen uns manchmal schuldig, wenn wir uns von Menschen oder Situationen distanzieren, weil wir denken, dass wir damit andere verletzen oder im Stich lassen könnten. Auch das Gefühl, versagt zu haben, kann uns davon abhalten, etwas Neues anzufangen.
Erinnerungen können ebenfalls Stolpersteine sein. Wir neigen dazu, die Vergangenheit zu idealisieren und uns an die positiven Momente zu erinnern, was das Loslassen noch schwerer macht.
Schließlich sind es auch gesellschaftliche Erwartungen und Druck, die uns daran hindern, loszulassen. Oft glauben wir, dass wir bestimmten Rollen oder Vorstellungen gerecht werden müssen, sei es in Beziehungen, im Job oder im Leben allgemein, und das Loslassen würde bedeuten, diesen Erwartungen nicht zu entsprechen. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn du dich in einem kleinen Dorf von deinem Partner:in löst und ihr vorher das Vorzeigepaar in der Öffentlichkeit wart. Hier bedeutet es, dich von Erwartungen der anderen zu lösen.
All diese Punkte können uns daran hindern, von freiem Herzen loszulassen und neue Wege zu gehen.
Wie kannst du loslassen?
Diese einzelnen Schritte kannst du tun, um loszulassen. Laura Malina Seiler hat mal gesagt: „Nur wenn du loslässt, hast du die Hände frei, deine Zukunft zu gestalten.“
Schritt 1: Erkenne, was dich festhält
Sei dir bewusst, welche Situation, Person, Emotionen oder Gedanken dich belasten. Kläre für dich, was dich wirklich belastet.
Schritt 2: Akzeptiere die Realität
Akzeptiere, dass sich Dinge nicht immer ändern lassen und das Loslassen nötig ist. Damit hast du die Einsicht, dass gewisse Dinge oder Menschen nicht länger Teil deines Lebens sein können. Dieser Schritt verlangt, dass die Realität so angenommen wird, wie sie ist, ohne Widerstand oder Verdrängung.
Schritt 3: Erlaube dir zu fühlen
Lass alle aufkommenden Emotionen wie Trauer, Wut oder Angst zu, ohne sie zu unterdrücken.
Schritt 4: Reflektiere über den Grund des Festhaltens
Frage dich, warum du festhältst und welche Ängste oder Bedürfnisse dahinterstecken. Hierbei geht es darum, ehrlich zu sich selbst zu sein. Diese Selbstreflexion kann helfen, Muster zu erkennen, die uns blockieren. Dies gelingt sehr gut mit dem Schreiben eines Journals, denn das Schreiben bringt Klarheit und ordnet unsere inneren Prozesse.
Schritt 5: Vergebung üben
Oftmals hältst du an Dingen fest, weil du dir oder anderen nicht vergeben hast. Vergebung bedeutet, den Schmerz loszulassen, ohne das Geschehen zu vergessen, aber sich von seiner Last zu befreien. Vergebung ist mehr für mich selbst als für andere. Mit der Vergebung sage ich nicht, dass etwas richtig war, wenn mir etwas Schlimmes angetan wurde. Aber da ich die Vergangenheit nicht ändern kann, trete ich jetzt aus meiner Opferrolle heraus und übernehme die Verantwortung für mein eigenes Leben.
Schritt 6: Setzte dir eine klare Absicht
Entschließe dich bewusst dazu, loszulassen und einen Neuanfang zu wagen.
Was unterstützt dich beim Loslassen?
Achtsamkeit ist eine Technik, die dich im Loslassen enorm unterstützen kann. Durch Meditation oder Atemübungen lernst du, deine Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne dich in ihnen zu verlieren. Du lernst hierbei, den gegenwärtigen Moment zu akzeptieren und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft zu verharren.
Praktische Rituale können ebenfalls sehr wirksam sein. Ein ganz einfaches Ritual kann das Schreiben eines Briefes an eine Person oder eine Situation sein, von der du dich lösen möchtest. Schreibe alle deine Gefühle nieder, und dann verbrenne oder zerreiße den Brief symbolisch, um das Loslassen zu visualisieren.
Auch das Loslassen in der Natur, etwa durch das Werfen von Steinen in den Fluss, kann dir helfen, emotionalen Ballast loszulassen.
Meditation ist eine besonders wirksame Praxis, um inneren Frieden zu finden. Selbst kurze, tägliche Meditationen, die dich auf das Loslassen fokussieren, können den Geist beruhigen und den Prozess erleichtern.
Eine andere Technik ist die Visualisierung. Stelle dir vor, wie du die Last, die du trägst, in Form von Gegenständen loslässt und wie du freier und leichter wirst. Eine andere Visualisierung ist, dass du einen vollgepackten Rucksack mit all deinen Gefühlen und Gedanken auspackst und jedes einzelne Gefühl, jeden einzelnen Gedanken aus dem Rucksack nimmst, sie verabschiedest und hinter dich wirfst.
Ganz wichtig ist es, dass du mit dir geduldig bist. Loslassen ist ein Prozess – es kann Zeit brauchen, bis du dich vollständig befreit fühlst. Beim Vergleichen mit dem Joggen ist es oftmals eher ein Marathon und kein Sprint. Deshalb sei in dem Prozess des Loslassens gnädig mit dir.
Mut zum Loslassen
Mutig zu sein und loszulassen, ist dein kraftvoller Schritt hin zu deinem freieren und leichteren Leben. Es erfordert den Mut, sich der Angst vor dem Unbekannten zu stellen, die Kontrolle loszulassen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Loslassen ist ein Zeichen von innerer Stärke. Es bedeutet, dass du dir selbst den Raum schaffst, neu persönlich zu wachsen, alte Wunden zu heilen und dein Herz für neue Möglichkeiten zu öffnen. Indem du loslässt, erlaubst du dir, den Ballast der Vergangenheit hinter dir zu lassen und dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Der Prozess des Loslassens mag nicht immer einfach sein, aber am Ende wirst du mit mehr Leichtigkeit, Freiheit und inneren Frieden belohnt. Trau dich, den ersten Schritt zu machen – es wird dich zu einem erfüllteren und authentischeren Leben führen.
Möchtest du beim Loslassen eine persönliche und professionelle Begleitung habe? Dann buche dir ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch bei mir. Im Gespräch klären wir, ob und wie wir miteinander an deinen Themen arbeiten wollen.
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