Was bedeutet Akzeptanz in der Resilienz?

von | Jun 21, 2022 | Blog, Resilienz | 0 Kommentare

Last Updated on 3. April 2024 by Claudia

Akzeptanz in der Resilienz bedeutet, dass du alles genauso siehst, wie die reale Welt wirklich ist. Du betrachtest die Welt nicht mit den Augen, wie du sie gerne hättest. Du hältst nicht an deinen Wunschvorstellungen fest, sondern lebst im Hier und Jetzt, auch mit deinen Gefühlen. Was damit genau gemeint ist und wie du dies umsetzen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Wenn du dich jetzt fragst, was denn Resilienz eigentlich ist, kommt hier die Definition von Ella Gabriele Amann, die ich als besonders gut empfinde: „Eine Resilienz ist das Immunsystem unserer Psyche oder unserer Seele, welches uns beim Umgang mit Stress, Belastungen und Krisen unterstützt.“

 

Lagerfeuer am Strand

 

Stell dir die folgende Situation vor: du sitzt am Lagerfeuer in einer unglaublich schönen Kulisse. Seit Stunden ärgert dich dein Sitznachbar. Er greift dich persönlich an, sagt Worte zu dir, die nicht stimmen und provoziert dich, wo er nur kann. Du bittest ihn aufzuhören, versuchst über seine Sticheleien hinwegzuhören und gehst zu den anderen Menschen. Da hörst du die Person über alle anderen Stimmen hinweg, wie dieser wieder über dich lästert. Jetzt ist das Maß voll! Du fasst voller Ärger in den Sand, greifst ein heißes Stück Kohle vom Lagerfeuer und willst dieses auf diese Person werfen!

Stoppen wir jetzt einmal diesen Film in unserem Kopf. Was passiert hier eigentlich?

  • Weil du dich ärgerst, schadest du dir selbst, denn du hältst ein glühendes Stück Kohle in der Hand, verbrennst dir deine Finger und tust dir damit selbst weh.
  • Kannst du sicherstellen, dass du nur die Person triffst, die du treffen willst? Oder kann es nicht sein, dass du vielleicht jemandem Unbeteiligten schadest?
  • Wenn du dich so sehr ärgerst, dass du dir mit der heißen Kohle selbst weh tust, dann solltest du dich fragen, warum triggert mich der Mensch mit seinem Verhalten so? Überleg mal, welchen Grund dies haben könnte? Gibt es vielleicht einen Glaubenssatz, den du bislang noch nicht transformiert hast?
  • Mit deiner Wut und deiner Handlung gibst du deinem Ärger immer wieder neue Nahrung, indem du dich immer mehr aufregst und dich in eine Handlung hineinsteigerst, die du ggf. nicht mehr unter Kontrolle hast. Warum kannst du diese Situation nicht einfach loslassen?

All diese Gedanken dürfte Buddha gehabt haben, als er das folgende Zitat sagte:

 

An Ärger festhalten ist, wie wenn du ein glühendes Stück Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen – derjenige, der sich dabei verbrennt, bist du selbst.

Genau hier setzt die Akzeptanz an. Wenn ich also eine Situation akzeptiere, dann entscheide ich mich aktiv dafür. Ich bin nun nicht mehr das passive Opfer, sondern ich komme ins Handeln. Ich lasse es nicht mehr mit mir geschehen, sondern ich bin jetzt die treibende Kraft und akzeptiere, dass was war und dass ist.

Damit lasse ich mich auf einen inneren Prozess ein, der auch eine innere Arbeit für mich bedeutet. Gleichzeitig komme ich damit aus meiner Komfortzone raus und entwickle mich automatisch weiter.

 

 

Leben im Hier und Jetzt

Besonders Tiere können gut in der Gegenwart leben. Hier ein sehr eindrückliches Beispiel: durch ein sehr unglückliches Zusammentreffen von zwei Hunden verlor ein Nachbarshund vor einigen Tagen ein Auge. Beide Hunde haben nur ihre Meinung ausgetauscht, haben sich nicht ineinander verbissen oder waren sich spinnefeind.  Dieser Hund hat das Unglück angenommen und akzeptiert. Er begegnet anderen Hunden genauso wie vor dem Unglück und freut sich weiterhin über Hundebegegnungen.

Stell dir jetzt mal vor, ein Mensch ist in der Situation. Wahrscheinlich hätte er dem Anderen Vorwürfe gemacht, wäre zum Rechtsanwalt gegangen und einen großen Streit angefangen. Oder er hätte sich selbst dafür verantwortlich gemacht, denn beide waren in der Bewegung. Er hätte deshalb die ganze „Schuld“ auf sich genommen und er hätte gesagt, dass „immer nur ihm so viel Unglück passiert“. Vielleicht aber auch schämt er sich, dass ihm so etwas in der Öffentlichkeit passiert ist und alle Menschen mitbekommen haben, dass genau ihm so etwas passiert ist.

Ein Hund nimmt das Geschehene hin, akzeptiert es und lebt dann mit dem „kleinen“ Handicap weiter. Er freut sich weiterhin über sein Essen, seine Spaziergänge und über sein Leben.

Für uns Menschen ist es genauso wichtig, immer im Hier und Jetzt zu leben und nicht in alten Geschichten festzuhängen oder sich um die Zukunft Sorgen zu machen, die sehr wahrscheinlich gar nicht notwendig sind.

Deshalb solltest du auf allen drei zeitlichen Ebenen das Leben so akzeptieren, wie es ist:

  • Vergangenheit: du akzeptierst, dass dein Leben bislang so gelaufen ist, wie es gelaufen ist
  • Gegenwart: du akzeptierst, dass es dir im Moment so geht, wie es dir geht und dass du das gerade machst, was du machst
  • Zukunft: du akzeptierst, dass sich dein Leben verändern wird ins Positive, aber auch ins Negative, z.B. Krankheit oder Arbeitslosigkeit

Probleme loslassen

Ein altes Pferd auf einer Wiese

 

Der Stamm der Dakota hat folgenden Spruch: „Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.“

Auf unser Thema bezogen heißt das, wenn Probleme im Moment nicht zu lösen sind, dich nur runterziehen, aber dich nicht weiterbringen, dann lass diese Probleme los.

Durch das Loslassen eines Problems entsteht im Gehirn eine Lücke. Zusätzlich fällt dir das Loslassen schwer, da das Bestehen des Problems auch noch eine Gewohnheit für dein Gehirn geworden ist, dass es nur sehr ungern aufgegeben wird. Manchmal macht das Loslassen auch Angst. Aber es ist wichtig, solche Themen dann auch wirklich aufzuräumen, sie hinter sich zu lassen und sie keinesfalls wieder aus dem „Keller“ zu holen.

Deshalb passt hier sehr gut der Spruch der Dakota, wenn das Pferd tot ist, solltest du nicht wieder aufsteigen.

 

Loslassen durch Verzeihen

Wenn du immer wieder deine Probleme anderen erzählst und daran denkst, bleibst du im Schmerz und in der Negativität hängen. Außerdem bleibst du weiterhin das Opfer und findest keinen inneren Frieden. Deshalb musst du dir und auch anderen verzeihen lernen.

Wenn du nicht verzeihst, haben andere Personen weiterhin Macht über dich – Macht, dir weiterhin weh zu tun. Dies tun sie über unsere Gedanken und auch über unser Verhalten. Denn wenn du diese Thematik nicht loslassen kannst, denkst du weiterhin daran. Dadurch bleibst du im Negativen und du kannst nicht vollständig am Leben teilnehmen, denn es behindert dich an deiner freien Entfaltung. Erst wenn du es loslässt, bist du frei, um etwas Neues in dein Leben zu lassen.

 

Unterschied zwischen Verzeihen und Vergeben

Häufig werden diese beiden Wörter synonym gebraucht, deshalb ist es mir wichtig, kurz auf Unterschiede einzugehen.

Verzeihen: wenn du jemandem verzeihst, dann wirfst du dem anderen nichts mehr vor. Die Angelegenheit ist damit abgeschlossen.

Vergeben: wenn du jemandem vergibst, dann gewährst du dem anderen Gnade. Dies passiert unabhängig von dem Anderen bei dir im Innern.

Ganz wichtig: Wenn du jemandem vergibst, dann heißt das nicht, dass du demjenigen, der dir wehgetan hat, von seiner Schuld freisprichst.

 

 

Das hawaiianische Vergebungsritual Ho‘oponopono

 

Bild aus Hawai mit den Worten Das Vergebungsritual Ho'oponopono

 

Es gibt ein altes Ritual aus Hawaii, mit dem die Vergebung eines anderen, dem Leben oder dir selbst gelingt. Es heißt Ho’oponopono und bedeutet soviel wie alles wieder richtig richtig machen oder alles in Ordnung bringen.

Dieses Vergebungsritual beinhaltet 4 Sätze:

  1. Es tut mir leid: mit diesem Satz übernimmst du Verantwortung für das, was du getan hast
  2. Bitte vergib mir: hiermit bittest du um Verzeihung für deine wissentlich oder unwissentlich gemachten Fehler
  3. Ich liebe dich: damit sagst du, dass du die Person oder die Situation, die zu einem Konflikt geführt hat, liebst
  4. Danke: mit diesem Abschluss bedankst du dich, dass du durch diese Person oder der Situation etwas lernen durftest und dadurch Heilung erfolgen kann

Ich kenne dieses Tool durch Laura Malina Seiler und habe es als sehr hilfreich empfunden.

 

Meine Schlussgedanken

Wüste Jordanien mit den Worten Meine Grundgedanken zur Akzeptanz in der Resilienz

 

  • Wenn du akzeptierst, was gewesen ist, kannst du deine Energie für etwas anderes nutzen und dich damit nicht als Opfer, sondern als aus der Situation gestärkt hervorgehender Mensch betrachten.
  • Akzeptieren heißt nicht vergessen und vergeben, sondern nur, dass du es annehmen kannst, wie es ist!
  • Lebe im Hier und Jetzt!
  • Akzeptanz ist immer ein großer Schritt Richtung Lösung und auch Richtung Loslassen.
  • Akzeptanz bedeutet: löse nicht das Problem selbst, sondern trenne dich von deinem Problem.

Hast du beim Lesen dieses Blogbeitrages ein AHA-Erlebnis gehabt? Wenn ja, wobei und warum?

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Wer schreibt hier?

Portraitfoto Claudia Kielmann, Coach "Stark nach Trennung"

Ich bin Claudia, und als Trennungscoach unterstütze ich Frauen in Trennungssituationen. In meinen Blogbeiträgen findest du mein Wissen und meine Erfahrungen rund um die Themen "Trennung" und "Persönlichkeits-entwicklung".


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