Bin ich in einer toxischen Beziehung oder stimmt etwas nicht mit mir? Diese Frage stellen sich so viele: oftmals im Stillen, meist mit einem Kloß im Hals und einem komischen Bauchgefühl. Vielleicht merkst du, dass dir etwas in deiner Beziehung nicht guttut. Oder du beobachtest, wie sich eine Freundin oder ein Freund oder jemand anderes in deinem Umfeld verändert, sich zurückzieht oder leidet.
In diesem Blogartikel möchte ich dich einladen, genau hinzuschauen. Nicht mit einem erhobenen Zeigefinder, sondern mit offenem Herzen, klaren Blick und ganz viel Mitgefühl – für dich oder die Menschen, die dir wichtig sind.
Toxische Beziehungen erkennt man oft nicht auf den ersten Blick. Sie schleichen sich ein und irgendwann ist man so verstrickt, dann man kaum noch weiß, was eigentlich „normal“ ist und was nicht.
Ich teile mit dir 15 typische Anzeichen für toxische Beziehungen und habe diese alle mit einem Beispiel versehen. Vielleicht helfen dir diese, ein klareres Gefühl oder einen besseren Blick dafür zu bekommen, in was für einer Beziehung du oder jemand anderes gerade steckt.
Dieser Blogartikel ist mein Beitrag zu meiner eigenen Blogparade mit dem Thema „Toxische Beziehungen – was würdest du Betroffenen raten“. Hast du Tipps, Ideen oder Geschichten rund um dieses Thema, dann schreibe selbst etwas über „Toxische Beziehungen“ und schreibst deinen Blogartikel oder deine Meinung in einen Kommentar unter diesem Aufruf zur Blogparade.
Zu diesem Thema habe ich noch einen weiteren Blogartikel mit dem Titel „Was ist eine toxische Beziehung und wie kann ich mich daraus lösen“ geschrieben. Schau auch gerne hier einmal vorbei.
Mögliche Anzeichen für eine toxische Beziehung
Hier stelle ich dir 15 mögliche Anzeichen vor, dass du dich in einer toxischen Beziehung befindest. Alle Hinweise habe ich zum besseren Verständnis mit einem Beispiel verdeutlicht.
Du fühlst dich klein oder „nicht genug“
Wenn du das Gefühl hast, nie wirklich gut genug zu sein, egal, was du tust, dann kann das ein deutliches Warnsignal sein. Toxische Partner*innen machen andere oft klein, um sich selbst größer zu fühlen.
Beispiel: Lena freut sich, dass sich ein Projekt bei der Arbeit erfolgreich abgeschlossen hat. Als sie es ihrem Freund Tim erzählt, sagt er nur „Na, hoffentlich merken deine Chefs nicht, dass das sowieso jeder hätte machen können.“ Statt Freunde empfindet Lena nun Scham und sie beginnt zu zweifeln, ob sie überhaupt etwas gut macht.
Du hast ständig ein schlechtes Gewissen
In toxischen Beziehungen entsteht oft ein unterschwelliges Gefühl von Schuld. Du hast das Gefühl, dich ständig rechtfertigen zu müssen. Dieses Gefühl hast du auch für Dinge, für die du nichts kannst.
Beispiel: Tom geht mit seinem Freund Ben ins Kino. Als er nach Hause kommt, ist seine Freundin Sophie eiskalt. „Schön, dass du Spaß hattest, während ich hier allein und einsam auf unserem Sofa gesessen habe.“ Obwohl Tom diesen Abend vorher mit ihr abgesprochen hatte, fühlt er sich jetzt schlecht, dass er seine Freundin allein gelassen hat.
Du wirst kontrolliert oder eingeschränkt
Toxische Partner und Partnerinnen versuchen häufig, Macht über dich auszuüben. Dies geschieht zum Beispiel durch Kontrolle über dein Handy, deine Kleidung oder deine Kontakte.
Beispiel: Anna bekommt eine Nachricht von einem Kollegen. Ihr Freund Mark verlangt sofort, die Unterhaltung zu sehen. Als Anna zögert, wird er wütend: „Was hast du zu verbergen?“ Aus Angst vor Streit gibt Anna schließlich nach und dies, obwohl sie sich unwohl fühlt.
Du wirst emotional manipuliert
Emotionale Manipulation bedeutet, dass jemand deine Gefühle nutzt, um dich zu beeinflussen. Dies erfolgt oft subtil, aber sehr wirksam.
Beispiel: Wenn Jasmin sich über etwas ärgert, was mit ihrem Partner Leo zu tun hat, sagt ihr dieser oft: „Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du nicht so mit mir sprechen.“ Jasmin beginnt, ihre Reaktionen zu hinterfragen und schweigt lieber, obwohl ihr etwas auf dem Herzen liegt.
Deine Bedürfnisse zählen nicht
In gesunden Beziehungen geht es um gegenseitige Rücksichtnahme. In toxischen Verbindungen bleiben die Bedürfnisse eines Partners oder einer Partnerin regelmäßig auf der Strecke.
Beispiel: Chris schlägt vor, den gemeinsamen Urlaub ruhiger zu gestalten, weil er in letzter Zeit sehr gestresst ist. Deine Partnerin Nina geht nicht darauf ein. Sie bucht einfach das Partyhotel und sagt nur: „Du brauchst einfach mal Abwechslung.“

Es gibt ständige Dramen
In toxischen Beziehungen ist das emotionale Klima oft angespannt. Aus kleinen, meist unbedeutenden Dingen werden große Konflikte und Ruhepausen sind dann sehr selten.
Beispiel: Jana hat vergessen, ein bestimmtes Brot zu kaufen. Ihre Partnerin Paula wird laut und schreit sie an: „Nie kannst du dir was merken!“. Es folgen zwei Tage Funkstille. Jana hat Angst, dass die Beziehung zerbricht, sie ist erschöpft und lebt auf „Zehenspitzen“, um wieder ein anerkannt zu werden.
Du hast Angst vor der Reaktion deines Partners / deiner Partnerin
Wenn du dich nicht mehr traust, Dinge offen anzusprechen, entweder aus Angst vor Streit oder Schweigen, ist dies ein deutliches Alarmsignal.
Beispiel: Mira möchte sich mit ihrer Freundin treffen, traut sich aber nicht, es zu sagen. Sie weiß, dass ihr Freund Ben wieder passiv-aggressiv reagieren wird. Also sagt sie lieber ab und dies bereits zum dritten Mal hintereinander.
Du wirst kritisiert oder lächerlich gemacht
Toxische Menschen greifen dein Selbstwertgefühl an und tarnen dies oftmals als „Scherz“ oder „gut gemeinten Hinweis“.
Beispiel: Felix erzählt beim Essen mit Freunden, dass er wieder mit dem Joggen anfangen will. Seine Freundin Karo lacht laut und sagt: „Na klar, du und Sport! Das glaube ich erst, wenn ich’s sehe.“ Felix lacht mit, aber innerlich zeiht sich alles zusammen.
Du wirst isoliert
Ein typisches Muster: Nach und nach verlierst du den Kontakt zu Freund:innen oder Familie, oftmals weil deine Partnerin oder dein Partner es indirekt oder direkt unterbindet.
Beispiel: Sarah telefoniert immer seltener mit ihrer Schwester, weil ihr Freund Lukas solche Gespräche mit genervten Kommentaren quittiert. „Schon wieder die?“, fragt er jedes Mal. Sarah hat irgendwann aufgehört, darüber zu sprechen, und telefoniert immer seltener mit ihrer Schwester.
Du zweifelst an deinem Realitätssinn
„Gaslighting“ heißt eine manipulative Taktik, bei der dir jemand deine Wahrnehmung systematisch abspricht und dies so lange, bis du selbst nicht mehr sicher weißt, was wirklich passiert ist.
Beispiel: Jonas ist sich sicher, dass Marie ihn vor ein paar Tagen scharf kritisiert hat. Als er sie darauf anspricht, sagt sie: „Das habe ich nie gesagt. Du fantasierst mal wieder.“ Jonas zweifelt an sich selbst und glaubt Marie dann.

Du fühlst dich emotional ausgelaugt
Wenn dich die Beziehung mehr Energie kostet, als sie dir gibt, ist das ein deutliches Zeichen, dass etwas nicht stimmt.
Beispiel: Lea sitzt abends im Bett, starrt an die Decke und fühlt sich leer und völlig kaputt. Jeder Tag mit Ihrem Partner ist anstrengend und dies auch ohne Streit. Es ist, als ob ihr Akku nie wieder ganz voll wird.
Du musst dich verbiegen
Toxische Beziehungen lassen wenig Raum für dein echtes ICH. Du passt dich immer an, solange, bis du dich selbst kaum wiedererkennst.
Beispiel: Nico liebt Heavy Metal, doch seit er mit Julia zusammen ist, hört er nur noch andere Musik. Sie hatte ihm mal gesagt, dass sein Musikgeschmack „peinlich“ und „asozial“ ist. Seitdem vermeidet er es sogar, „Heavy-Metal-Shirts“ zu tragen.
Es gibt z.B. emotionale oder körperliche Gewalt
Toxische Beziehungen können verschiedenen Arten von häuslicher Gewalt beinhalten. Jede Form davon ist ernst zu nehmen. Hier findest du einen Blogartikel über „Die 7 Formen der häuslichen Gewalt“.
Beispiel: Bei einem Streit schreit Tom seine Partnerin Lisa an. „Du bist so eine Versagerin!“, und wirft ihr ein Kissen ins Gesicht. Lisa ist schockiert, aber Tom entschuldigt sich nicht. Nach einigen Stunden tut er so, als ob nichts gewesen wäre.
Du idealisierst das „Früher“
Oft klammern wir uns an die schöne Anfangszeit und hoffen, dass es „wieder wie früher“ wird. Das hält viele Betroffene in diesen destruktiven oder dysfunktionalen Beziehungen fest.
Beispiel: Anna denkt oft an die ersten drei Monate mit Max. Damals war alles leicht und fühlte sich so schön an. Heute ist sie oft traurig und verletzt. Aber sie redet sich ein, dass es wieder besser wird, wenn sie sich nur genug anstrengt.
Du hast Angst vor dem Alleinsein
Viele Menschen bleiben in toxischen Beziehungen, weil sie glauben, dass sie nichts Besseres verdient haben oder nichts Besseres bekommen werden. Sie glauben daran, dass kein anderer sie je so lieben wird, wie der jetzige Partner oder Partnerin. Deshalb bleiben sie in dieser Beziehung.
Beispiel: Die Mutter Daniela hat oft daran gedacht, sich zu trennen. Aber dann kommen die Zweifel: „Wer soll mich denn wollen, mit all meinen Macken?“. Außerdem ist sie der Meinung, dass sie mit zwei Kindern sowieso keinen anderen Mann mehr kennenlernt, der sie lieben wird. Also bleibt sie in der Beziehung, obwohl sie unglücklich ist.

Vielleicht hast du dich beim Lesen in dem einen oder anderen Beispiel wiedererkannt. Vielleicht fühlst du dich jetzt bestärkt, klarer, wachgerüttelt oder auch überfordert, traurig und wütend. Alle deine Gefühle dürfen da sein.
Toxische Beziehungen hinterlassen oft Spuren, die tiefer gehen, als man sich selbst das eingestehen will. Aber du musst da nicht allein durch. Du bist auch nicht falsch, überempfindlich oder kompliziert. Du bist genau richtig, mit allem, was du fühlst.
Wenn du merkst, dass dich dieses Thema nicht loslässt. Wenn du spürst, dass du dir Begleitung wünschst von jemandem, der dich stärkt, dir zuhört und dir hilft, wieder bei dir anzukommen: Dann lade ich dich herzlich zu einem unverbindlichen und kostenlosen Kennenlerngespräch ein.
Denn du verdienst eine gesunde und liebevolle Beziehung zu anderen und vor allem zu dir selbst.
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