Einsam oder allein: Was ist der Unterschied?

von | Dez 3, 2021 | Blog, Persönlichkeitsentwicklung | 0 Kommentare

Last Updated on 18. April 2024 by Claudia

Oftmals werden die Begriffe „einsam“ und „allein“ als Synonym eingesetzt. Dabei haben sie eine unterschiedliche Bedeutung. Hier erfährst du den Unterschied. Außerdem berichte ich von neuen Studien zu diesem Thema, kläre welchen Einfluss Einsamkeit auf die Gesundheit hat und wer unter Einsamkeit leiden kann.

 

Hier versteht man, dass du im Moment keine Person/en um dich herumhast. Du bist aktuell die einzige Person zum Beispiel in einem Raum. Dieser Zustand ist in der Regel selbst gewählt. Dieses „Für sich sein“ kann auch gut erlernt werden.

Inzwischen ist das Wort „Me-Time“ auch im deutschen Sprachgebrauch fest verankert und bedeutet das gleiche. Denn in dieser Zeit bestimmst du alleine, was du machen möchtest.

Was bedeutet Alleine sein?

Was bedeutet Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein Gefühlszustand, der unangenehm und negativ besetzt ist und in dem niemand gerne ist. Dieser Zustand ist nicht selbst gewählt worden und ist ein subjektives Erleben. Wenn du einsam bist, fühlst du dich von anderen Personen isoliert und hast dem entsprechend kein Zugehörigkeitsgefühl zu Anderen. Dies ist für uns als soziale Wesen oftmals schwierig auszuhalten.

 

Was bedeutet Einsamkeit?

 

Wenn du alleine bist, bedeutet dies nicht automatisch, dass du auch einsam bist.

Hier ist es wichtig, dass du ein stabiles soziales Netzwerk hast, auf dass du dich immer verlassen kannst.

 Es gibt auch einige Menschen, die sich in einer Partnerschaft einsam fühlen. Einfach deshalb, weil diese nicht mehr glücklich ist und ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
Vielleicht kennst du das, wenn du zusammen mit deinem Partner im Bett liegst und du dich nicht mehr wohl fühlst? Vielleicht bist du am Überlegen, wie es weitergehen soll.

 

Welche neueren Erkenntnisse gibt es zu diesem Thema?

Das Buch „Die neue Einsamkeit“ von Diana Kinnert

In dem Buch „Die neue Einsamkeit“ von Diana Kinnert* geht die Autorin besonders darauf ein, wie wichtig die Auseinandersetzung mit dem eigenen ICH ist. Sie ist der Meinung, dass man sich erst einmal selbst ernst nehmen muss, um der Einsamkeit zu entkommen. Deshalb schlägt sie vor, dass sich jeder erst einmal mit sich selbst beschäftigt.

Diana Kinnert ist der Meinung, dass Alleinsein auch gleichzeitig Kraft tanken bedeutet. Es ist wichtig, dass man sich selbst spürt, sich von anderen abgrenzen kann und auch gelernt hat, Nein zu sagen.

Diana Kinnert schaute sich alle Altersgruppen zum Thema Einsamkeit an. Erstaunt war sie, dass die Einsamkeit nicht nur ältere Menschen betrifft. So hat sie nach einer neuen Studie herausgefunden, dass besonders jüngere Menschen einsam sind. Trotz vieler sozialen Kontakte zum Beispiel im Fitnessstudio, im Studentenwohnheim oder auf den sozialen Medien fühlen sich viele isoliert.

Hier wird deutlich, dass das Gefühl „einsam zu sein“ etwas mit der Qualität und nicht mit der Quantität der Beziehungen zu tun hat. Wir als Menschen brauchen Orientierung, Verlässlichkeit, Geborgenheit, Verantwortung und Vertrauen. Solange wir dies nicht haben und wir weiter in einer Art Unverbundenheit leben, wird die Einsamkeit stärker zunehmen.

 

Studie von Forschern aus USA und Australien

In einer anderen Studie aus den USA und Australien, warum Menschen einsam sind, wurden folgende Gründe genannt:

  • Soziale Medien: wir sprechen nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, sondern digital miteinander. Wir Menschen als Soziale Wesen brauchen aber wahrscheinlich das direkte Gespräch.
  • Corona-Pandemie: durch die Beschränkungen haben sich manche Menschen noch stärker zurückgezogen und leiden deshalb unter Einsamkeit
  • Introvertierte Menschen können sich schwerer tun, soziale Kontakte zu knüpfen und aufrecht zu erhalten
  • Manche Menschen leiden unter ständigem Zeitmangel und können sich deshalb nicht um ihre sozialen Kontakte kümmern
  • Angst vor Zurückweisung kann auch ein Grund sein, warum manche Menschen sich nicht trauen, neue Kontakte herzustellen oder alte Kontakte zu pflegen.
    Hier ist der eigentliche Grund mangelndes Selbstwertgefühl.

 

Auf einen ganz neuer Aspekt wird von diesen Forschern hingewiesen: es kann entscheidend sein, wie Personen mit ihren negativen Gefühlen umgehen.
Je negativer folgende Gedanken sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass diese an Einsamkeit leiden:

  • Hilfe von Anderen ablehnen
  • häufig in Gedankenkarussells versinken
  • sich selbst und anderen Menschen die Schuld für etwas zu geben
  • sich häufig in Worst-Case-Szenarien verlieren
  • ihre eigenen negativen Gefühle unterdrücken

Deshalb ist es so wichtig, dass, wenn wir merken, dass wir uns in negativen Gedanken verstricken, Hilfe zur Überwindung dieser Gedanken, Glaubenssätze oder Erfahrungen holen.
Interessiert dich das Thema „Glaubenssätze“? Dann lies gerne meinen Blogartikel zu diesem Thema „Negative Glaubenssätze – ein Fluch, den wir loswerden können“.

 

Welche Bedeutung hat Einsamkeit auf die Gesundheit?

In verschiedenen Studien wurde bewiesen, dass chronisch einsame Menschen durchschnittlich eher sterben und die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie seelisch und körperlich krank werden.

Aber wir Menschen reden nicht gerne über unsere Einsamkeit. Es hat den Anschein, als ob es eine ansteckende Krankheit ist. Wie auch bei anderen Themen ist es auch hier wichtig, dass wir das Tabu brechen und offen über Einsamkeit sprechen.

Tatsächlich wurde festgestellt, dass sehr einsame Menschen unter Angststörungen und Selbstmordgedanken leiden. Viele sind auch depressiv. Aber dies bedeutet nicht, dass dies verallgemeinert, werden kann, denn noch ist nicht bekannt, ob Depression die Ursache oder eine Wirkung von Einsamkeit ist.

Es gibt die Vermutung, dass bei Jüngeren durch die Einsamkeit eine Depression entstehen kann, während es bei den älteren Patienten die Depression Ursache oder Wirkung sein kann.

Andere Studien sehen die Folgen von Einsamkeit gleichbedeutend mit denen von Rauchen oder von Übergewicht, z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, chronische oder akute Schmerzen.

 

Wer leidet unter Einsamkeit?

Fakt ist, dass alle Altersklassen unter chronische Einsamkeit leiden können. Es ist also nicht eine Frage des Alters!

Es gibt Hinweise, dass, wenn wir uns mit anderen vergleichen und einem unerreichbaren Idealbild hinterher hetzen, dies ein Grund für Einsamkeit sein könnte. In der heutigen Zeit von Photoshop und weiteren Möglichkeiten von Schummeleien, gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir bei den Vergleichen schlecht abschneiden. Dies bedeutet, dass wir uns als gescheitert ansehen und uns somit von anderen Menschen distanzieren und vereinsamen können.

Besonders gefährdet sind Menschen in Übergangssituationen im Leben, wie dem Einstieg in Studium, Ausbildung, Beruf und Rente. Zusätzlich ist es schwierig, wenn jemand eine Trennung oder einen Todesfall im engeren Umkreis erlitten hat. Auch Alleinlebende und Singles sind stärker betroffen.

Menschen, die ans Haus gebunden sind, z.B. durch Careaufgaben Bewegungsschwierigkeiten, können sich auch schnell einsam fühlen. Dies betrifft Alleinerziehende und pflegende Angehörige, sowie Menschen mit Migrationshintergrund, eingeschränkter Mobilität und gesundheitlichen Problemen.

Zusätzlich haben noch Personen, die eine niedrige Bildung oder sehr geringe finanziellen Möglichkeiten haben, ein erhöhtes Risiko, einsam zu sein.

 

Wer kann überhaupt an Einsamkeit leiden?

 

Außerdem ist es egal, wo du wohnst, denn Einsamkeit ist in der Stadt wie auf dem Land ein großes Thema. In den Städten leben immer mehr Menschen und dadurch erfolgt gleichzeitig das Leben anonymer. Anderseits gehen durch den Wegzug von Einwohnern die sozialen Treffpunkte auf dem Land verloren. Es gibt keine Cafés oder Jugendtreffs mehr.  Nicht ohne Grund wird versucht, dass in den Kleinstädten wieder der Ortskern zu einem Treffpunkt für Jung und Alt umgestaltet wird.

 

Da das Thema Einsamkeit an Bedeutung gewonnen hat, wurde Anfang 2020 in Großbritannien das erste Ministeramt für Einsamkeit errichtet. Japan hat es 1 Jahr später eingerichtet.

Im November 2022 ist das Bundesfamilienministerium mit einer Kampagne zur Strategie gegen Einsamkeit mit mehreren Programmen und Projekten an die Öffentlichkeit gegangen.

Wer sich dafür interessiert, kann sich direkt auf den Seiten des Ministeriums informieren.

 

Eine Idee gegen Einsamkeit: Lotsen

Seit 2019 gibt es in Karlsruhe Nachbarschaftslotsen. Diese vom Diakonischen Werk initiierte Aktion hilft älteren Personen der Einsamkeit zu entfliehen. Dies geschieht durch Hilfe beim Einkaufen, spazieren gehen oder einfach nur miteinander sprechen. Vermittelt werden zusätzlich andere Kontakte zu Senior:innen, aber auch zu Pflegeeinrichtungen.

Ähnliches gibt es auch in einigen Bereichen in Berlin. In Mühlheim gibt es Schüler einer Gesamtschule, die Besuche bei Menschen machen, die von Einsamkeit betroffen sein könnten.

Eine Erfurter Wohnungsbaugenossenschaft hat einen Einsamkeitslotsen eingestellt. Er kümmert sich vorrangig um Reparaturen oder Defekte in einem Wohnkomplex. Zusätzlich organisiert er aber auch Pflegedienste oder Haushaltshilfen. Seitdem gibt es nachweislich weniger Nachbarschaftskonflikte und Räumungsklagen.

 

Meine Blogparade: Einsam muss nicht sein: deine Tipps gegen Einsamkeit

Im vergangenen Jahr habe ich eine Blogparade zum Thema Einsamkeit ausgerufen. Bei einer Blogparade schreiben viele Blogger zum selben Thema ihre eigenen Erfahrungen, Meinungen und Tipps einen Blogartikel. Der Vorteil: wir Blogger:innen können uns so gegenseitig unterstützen. Gleichzeitig erweitern wir unser Netzwerk und zeigen unsere Expertise und/oder unsere Meinung zu einem Thema.

Unter diesem Artikel findest du in den Kommentaren Gedanken und Ideen von anderen Bloggern zum Thema Einsamkeit. Hier findest du eigene Beispiele, Tipps gegen Einsamkeit und wie einsam man in einer Zweierbeziehung sein kann. Schau gerne hier einmal vorbei.

 

Fazit

Einsamkeit ist nicht das Problem von Vereinzelten, sondern von vielen! In der Studie des Sozio-oekonomischen Panels SOEP gaben in Deutschland 42 % der Menschen an, dass sie sich einsam fühlen.

Umso wichtiger ist es dieses Thema sichtbar zu machen und entsprechend aus der Tabu-Ecke herauszuholen. Wenn wir vermuten, dass jemand einsam ist, sollten wir hinsehen und helfen. Denn auch uns selbst könnte es einmal betreffen.

 

Wünscht du dir eine Unterstützung bei der Bearbeitung verscheidener Themen, dann melde dich gerne zu einem unverbindlichen Kennenlerngespräch bei mir an.

 

 

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Wer schreibt hier?

Portraitfoto Claudia Kielmann, Coach "Stark nach Trennung"

Ich bin Claudia, und als Trennungscoach unterstütze ich Frauen in Trennungssituationen. In meinen Blogbeiträgen findest du mein Wissen und meine Erfahrungen rund um die Themen "Trennung" und "Persönlichkeits-entwicklung".


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