Ein Haus voller Erinnerungen – und der Mut, es loszulassen

von | Aug 16, 2024 | Blog, Persönlich | 4 Kommentare

Last Updated on 16. August 2024 by Claudia

Loslassen – ein Thema, dass mir in meinem Leben immer wieder begegnet. Manchmal war es einfacher, manchmal war es sehr schwer. Dieser Artikel ist mein Blogartikel zu meiner Blogparade „Freiheit durch Loslassen: Erzähl deine Geschichte“.

In meinem Leben habe ich inzwischen sehr vieles losgelassen, aber für mich eines der schlimmsten Sachen, die ich loslassen musste, war „mein“ Haus. In diesem Blogartikel geht es genau darüber, warum ich es loslassen musste, wie ich es geschafft habe und warum ich heute sehr froh über meine Freiheit bin.

 

Als mein Expartner eine neue Frau kennengelernt hat und er diese Beziehung weiterführen wollte, wollte ich die Trennung. Es musste dann vieles besprochen und Einigungen erzielt werden. In sehr vielen Punkten waren wir uneins, sodass es keine einfache, reibungslose Trennung gab.

Ein sehr großer Punkt war unser gemeinsames Haus. Wobei, es war immer mehr mein Haus als seins. Durch einen absoluten Zufall haben wir dies Haus in der Gegend, wo wir bereits wohnten, gefunden. Ich trat in dieses Haus ein und fühlte mich gleich wie zu Hause. Es war, als ob dieses Haus nur auf mich gewartet hätte. Ich sah auch gleich das Potenzial dieser Immobilie und für mich stand fest, das Haus kaufen wir.

Mein Exmann dagegen sah nur das Düstere und Dunkle: dunkle Möbel, dunkler Boden – besonders im Wohnzimmer hatte er dieses Gefühl. Das Ende vom Lied: Wir haben das Haus gekauft und sehr viel heller gestaltet. Überall neue Böden, keine Gardinen vor den Fenstern, hellere Möbel. Ich war glücklich – mit dem Haus und im Haus.

Trotz einiger Schicksalsschläge war das Haus immer wieder mein Zufluchtsort. Hier konnte ich Heilung finden, meine Ruhe finden und auch gleichzeitig Leben ins Haus holen.

Mit der Trennung war die Schlacht um das Haus eröffnet. Ich wollte gerne das Haus für unsere gemeinsamen Kinder erhalten, da ich weiterhin den größten Teil die Kinder betreuen würde. (Hier findest du die verschiedenen Betreuungsmodelle.) Außerdem wollte ich einfach nicht meinen Zufluchtsort verlassen. Deshalb saß ich nächtelang über meinen Finanzen, habe gerechnet und weitere Einnahmequellen akquiriert. Leider umsonst. Mein Exmann wollte nicht, dass ich das Haus übernehme.

So war ich auf der Suche nach einer Wohnung für uns. Sie musste in der Nähe sein, da ich ansonsten nicht mit einer Einverständniserklärung des Vaters der Kinder rechnen konnte. Es war sehr schwierig. Während der ganzen Zeit hat meine Seele geschrien und geweint. Nach außen musste ich für die Kinder stark sein und ihnen neutral erklären, dass wir ausziehen.

Mit viel Glück und mithilfe einer netten Maklerin habe ich dann eine Wohnung in der Nähe gefunden. Die Wohnung war natürlich wesentlich beengter als das Haus. Die Kinderzimmer waren sehr klein, aber dafür hatten wir ein Wohnzimmer, von dem wir direkt in den Garten gelangen konnten.

 

Der Prozess des Loslassens

 

Der schwerste Punkt für mich, das Haus loszulassen, war, dass ich gesehen habe, dass es keine andere Möglichkeit gab, als „mein“ Haus freizugeben. Wenn ich die Trennung weiterhin durchziehen wollte, musste ich gehen. Diese Akzeptanz war im ersten Schritt schwierig und tat weh. Auf der anderen Seite gab sie mir auch Freiheit, Luft zum Atmen und eine Möglichkeit, ohne negative Erinnerungen an jeden Raum, neu anzufangen.

Ich habe in der Zeit viel mit verschiedensten Menschen gesprochen, denn dadurch konnte ich meine Gefühle benennen und verarbeiten. Leider habe ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Journal geschrieben. (Hier findest du den Blogartikel „Warum Journal schreiben sinnvoll ist und wie es geht“.) Dies hätte wahrscheinlich den Prozess des Loslassens verkürzt.

Zusätzlich half es, dass ich den Haushalt aufgeteilt und meine persönlichen Dinge und die der Kinder gepackt habe. Es war beim Packen gleichzeitig ein Abschied von Dingen, Möbeln und den einzelnen Zimmern.

Dadurch, dass die Wohnung viel kleiner war, musste gut geplant werden, was nehme ich mit, was lasse ich im Haus. Bei jedem Möbelstück habe ich überlegt und mir vorgestellt, wie sieht damit die neue Wohnung aus. Wie kann ich die Kinderzimmer so gestalten, dass sie trotzdem gemütlich wirkten. Diese Visualisierung hat mir auch geholfen, neue Perspektiven zu sehen und mir vorzustellen, wie unsere Zukunft in dieser Wohnung aussieht.

 

Meine Erkenntnisse des Loslassens vom heutigen Zeitpunkt aus 

Während ich diesen Blogartikel schreibe, sitze ich in dieser Wohnung und lasse meine Gedanken schweifen.

Oftmals im Leben kommt man an einen Zeitpunkt, der für einen sehr schwer und schmerzhaft ist. Rückblickend weiß man dann aber, wofür diese Erfahrung gut war und wie viel Positives sich daraus entwickelt hat.

Genauso empfinde ich es jetzt. Ich bin sehr dankbar, dass ich aus dem Haus ziehen musste. Es wäre für mich sehr schwierig geworden. Wir hätten uns längst nicht so viel leisten können, hätten keine schönen Reisen machen können und ich hätte nicht die Freiheit gehabt, das jetzt zu machen, was ich liebe und wofür ich mein Herzblut gebe – für „Stark nach Trennung“.

Ich freue mich jetzt über die Freiheit, dir mir diese Wohnung gibt. Das Haus hätte mich gefesselt und gehalten. Meine und unsere schönen Erinnerungen an gemeinsame Reisen und Erlebnisse hätte es wahrscheinlich sonst nicht gegeben.  

Ich gebe zu, in den ersten Jahren gab es immer mal wieder Tage, an denen ich gezweifelt habe, ob dies der richtige Weg gewesen ist und war besonders für die Kinder traurig. Dann war ich wütend, verletzt und fühlte mich miserabel. Solche Gedanken sind mal okay, sie dürfen nur nicht die Überhand gewinnen. (Hier findest du meinen Blogbeitrag „Wie stoppe ich mein Gedankenkarussell?“.)

In dieser Wohnung wurden so viele neue, tolle Erinnerungen geschaffen, die jetzt auch die Kinder in ihren Gedanken mitnehmen, wenn sie ihr Leben woanders starten.

Auch habe ich gelernt, es kommt nicht auf die Größe einer Wohnung an, um sich gut und sicher zu fühlen. Sondern es ist immer dein Herz, deine Wärme, eure Gemeinsamkeiten und dein Verständnis, woran sich die Kinder später erinnern.

Deshalb lass Sachen oder auch Menschen los, auch wenn es schwerfällt. Wandle deine Energie vom energischen Festhalten um in Leichtigkeit und in etwas Schönes.

Sei mutig und gehe los, auch wenn du am Anfang noch nicht weißt, ob es zu 100 % richtig ist. Vertraue darauf, dass es gut ist und es wird gut! Deshalb lass Sachen und Menschen los, es befreit ungemein!

 

 

Bist du gerade in einer Trennung und möchtest genau zu diesem Thema eine Unterstützung? Dann buche dir gerne bei mir ein „Coaching bei Trennung“. Informationen dazu findest du hier.

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Portraitfoto Claudia Kielmann, Coach "Stark nach Trennung"

Ich bin Claudia, und als Trennungscoach unterstütze ich Frauen in Trennungssituationen. In meinen Blogbeiträgen findest du mein Wissen und meine Erfahrungen rund um die Themen "Trennung" und "Persönlichkeits-entwicklung".


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4 Kommentare

  1. Heidrun Brüning

    Liebe Claudia,

    das kann ich sooo gut verstehen. Mir geht es genauso: Wir sind getrennt und „eigentlich“ muss ich raus aus dem Haus, weil ich es mir nicht leisten kann. Dazu war ich auch bereit und habe eine Zeitlang nach Alternativen gesucht. Aber da mein Expartner vollkommen abgetaucht ist und sich um nichts mehr kümmert, auch nicht um den Verkauf des Hauses, sondern mich mit allem allein lässt, sieht mein Weg anders aus als deiner.
    Noch immer wohne ich in diesem Haus und genieße es jeden Tag. Ich werde sehen, was passiert, ob ich es halten kann oder ob ich es eines Tages doch loslasse.
    Bei mir war es eher das Loslassen der Überzeugung: Ich muss hier raus.
    An deiner Blogparade beteilige ich mich gern und schreibe gerade an meinem Artikel. Allerdings wird er sich um ein anderes Loslassen drehen. Ich war selbst überrascht, welches Thema da ganz schnell HIER gerufen hat.

    Liebe Grüße
    Heidrun

    Antworten
    • Claudia

      Liebe Heidrun,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Es zeigt so gut, dass gerade in Trennungen ganz viele verschiedene Wege möglich sind. Jetzt freue ich mich über dein Thema im Bereich Loslassen.
      Alles Liebe
      Claudia

      Antworten
  2. Uli Pauer

    „Was ich dir damit sagen will, wenn ich etwas aus den vergangenen Wochen gelernt habe, dann, dass Zeit letztendlich das Einzige ist, was wir haben. Ihr solltet sie gut nutzen.“ Eva Björg Aegisdottir: Verborgen (ein Island Krimi).
    Ich freue mich, dass aus der anfänglichen Trauer über den Verlust des Hauses, ein Neubeginn entstanden ist.
    Super Artikel!

    Antworten
    • Claudia

      Liebe Uli,
      ich danke dir für deine Rückmeldung und für diesen tollen Satz aus dem Krimi!!
      Alles Gute
      Claudia

      Antworten

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