Was habe ich mir vor meiner Reise nach China für Gedanken gemacht – geprägt von meiner Jugendzeit in der BRD mit vielen Erfahrungen von der DDR. Wenn du mehr dazu wissen willst, hier der Beitrag „Meine Erinnerungen an das geteilte Deutschland und wie sie mich heute noch beeinflussen“.
Um nicht den Aufwand und die möglicherweise sehr privaten Fragen zu beantworten, habe ich die Chance genutzt, ohne Visum China zu bereisen (Informationen zur Einreise). Meine Eindrücke sind vielfältig, da ich auch ca. 4.000 km mit der Eisenbahn, Bus oder per Schiff durch das Land gereist bin. Ich möchte dich mit diesem Blogartikel mitnehmen und dir meine Eindrücke von einem Land schildern, dass bei uns oftmals negativ belegt ist.
Da ich sehr viele Bilder gemacht habe, möchte ich nicht einen ganz langen und epischen Blogartikel schreiben, sondern viele etwas Kleinere. Dies war auch der Wunsch von den meisten meiner „Stark aktuell“-Leser*innen. Möchtest du auch immer die neuesten Informationen erhalten, dann melde dich hier an.
Shanghai – Was für eine Stadt!
Diese Stadt ist nicht mit einem einzigen Wort zu beschreiben: Shanghai ist genau wie jede andere Großstadt auf der Welt: bunt, viele Menschen, sehr viele Wolkenkratzer. Aber auch wiederum ganz anders. Es ist eine Stadt, die sehr schnell gewachsen ist. Anfang der 90er Jahre gab es hier noch überwiegend Reisfelder. Dieses Land hier ist sehr sumpfig und eigentlich sehr wasserreich, was nicht unbedingt für Wolkenkratzer spricht. Das erste Hochhaus wurde 1995 gebaut – es war der Fernsehturm, den du auch auf dem Titelbild siehst.
Inzwischen gibt es mehr als 400 Hochhäuser. Wobei ein Hochhaus hier ein Haus ist, das mehr als 30 Stockwerke hat.
Gleich am ersten Abend habe ich eine Sightseeingtour mit den schönsten fotogenen Stellen in Shanghai gemacht, da das Wetter in den nächsten Tagen schlecht gemeldet war.
Damit die Häuser „fest“ in dem sumpfigen Untergrund stehen können, wird hier mit folgendem Verhältnis gerechnet: 20 Meter in die Tiefe für 100 Meter in die Höhe. Normal ist es eher 10 Meter in die Tiefe, um 100 Meter in die Höhe zu bauen.
Ich hatte Glück, denn der Taifun hat Shanghai nur mit seinen Ausläufern gestreift. Deshalb hieß es ab jetzt – Regenschirm und möglichst regendichte Kleidungsstücke an. Natürlich wurden überall Regenschirme verkauft – auch auf der Promenade am Flussufer des Jangtses.
Bei einer Taifun-Meldung gehen die Shanghai’er so gut wie nicht raus! Deshalb gab es viel Platz an der Promenade und in der Innenstadt. Ich glaube, so leer ist es sonst nicht auf dieser Haupteinkaufsstraße. Hier gibt es alle möglichen Geschäfte, die es auch sonst in allen größeren Städten der Welt gibt.
Mal ein paar Zahlen über Shanghai:
Es leben hier über 24 Millionen Menschen, es ist die 7-größte Stadt der Welt. In China ist es nach Peking die 2-teuerste Stadt zum Wohnen. Shanghai ist erst ca. 200 Jahre alt.
Seidenspinnerei
Aufgrund dieser Bodenbeschaffenheit von Shanghai gibt es hier viele Maulbeerbäume in dieser Gegend und damit die Grundlage der Seidenspinnerei. Es ist unglaublich, was dies für fantastische Tiere sind.
Auch hier ein paar Zahlen: Ein Schmetterling legt 400 Eier, die in 3 Tagen zur Larve werden. Diese werden in 25 Tagen zur erwachsenen Raupe und spinnen sich 3-5 Tage in einen Kokon ein. Der Faden eines solchen Kokons ist 1200 bis 1500 Meter lang. Hast du das gewusst?
Yu Yan Garten
Besonders schön, um einen guten ersten Eindruck von China zu bekommen, war der Yu Yuan Garten. Er wird auch Garten der Zufriedenheit genannt. Er ist ca. 2 ha groß und ursprünglich ein Privathaus mit wunderschönem Garten von 1577, den ein hoher Staatsangestellter der Ming-Dynastie gebaut hat.
Der letzte private Besitzer war Schriftsteller. Wenn er eine Schreibblockade hatte, ging er immer zu dem großen Jadefelsen in seinem Garten. Dieser Stein ist ca. 3,30 Meter hoch und hat sehr viele Löcher. Entweder konnte man in den Felsen ein Räucherstäbchen anstecken oder Wasser auf den Stein gießen. Beide Male kamen Rauch oder Wasser aus den unzähligen Löchern raus und der Besitzer hatte schnell neue Ideen. Dieser Jadefelsen gehört zu den 3 berühmtesten Steinen dieser Art.
In diesem Garten habe ich die ersten Informationen zur alten chinesischen Bauweise kennengelernt. Die 6-eckigen Laternen am und im Haus überall zeigen, dass der Besitzer sehr tiefsinnig, gebildet war. Die 6 Ecken symbolisieren alle 4 Richtungen (Nord, Ost, Süd, West) plus Ober- und Unterwelt.
Hier in diesem wunderschönen Garten habe ich auch gelernt, wie die Toilette hier in China auch genannt wurde: Ort der inneren Harmonie. Ich finde ihn so passend, dass ich ihn auch bereits in meinen Kursen erklärt und angekündigt habe. Bislang habe ich solche Pausen immer als biologische Pause angekündigt. Aber den Begriff der „inneren Harmonie“ sagt es eigentlich sehr viel besser! Oder was meinst du?
Altes Viertel
Selbstverständlich habe ich auch an einer Teezeremonie teilgenommen. Ich bin ja eher ein Teebanause, sprich ich nehme einen Teebeutel, hänge ihn in einfach in einen Becher und gieße heißes Wasser darauf.
So wird in China aber nicht mit Tee umgegangen. Ich habe einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Teesorten erhalten, aber auch über die Machart des perfekten Tees.
Hier wird jede Teesorte mehrfach aufgebrüht, aber nur mit 60 – 70 Grad heißem Wasser, darüber ist es nicht gut für den Tee und für den Menschen. Viele Teesorten können den ganzen Tag immer wieder genutzt werden und neu aufgegossen werden. Geschmacklich empfand ich den bereits mehrfach aufgegossenen Tee besonders lecker.
Überwiegend haben wir in dieser Teezeremonie Bio-Tees probiert. Auch die Chinesen selbst steigen immer mehr auf biozertifizierte Teesorten um.
Ein wunderschönes Zitat bezüglich der Beziehung von Chinesen und ihrem Tee möchte ich dir nicht vorenthalten: „Tee dämpft den Übermut und beruhigt den Geist; er regt die Gedanken an und verhindert die Schläfrigkeit, erfrischt den Körper und macht die Sinne klar.“
Angrenzend an den wunderschönen Yu Yan Garten liegt das „Alte Stadtviertel“ von Shanghai. Hier gibt es sehr leckeres Essen (teilweise konnte ich bei der Herstellung zuschauen), aber auch Souvenirs und Nippes. Es ist ein Gewirr von unzähligen kleinen Gassen und einem etwas größeren Platz. Die Eingänge dieses Viertels sind mit Buchstaben bezeichnet, damit man sich besser merken kann, wo man reingelaufen ist – besonders praktisch für die vielen Touristen.
Wie schön, dass ich ohne Gedränge durch die vielen Gassen schlendern konnte. Ich habe so viele interessante Läden gesehen. Zum Beispiel gibt es in den Großstädten Läden, in denen Katzen leben. Hier gibt es Spielzeuge, Klettermöglichkeiten und fantasievolle Schlafstätten. In keinem Laden waren außer den Katzen und der Betreuerin keinerlei weitere Menschen. Aber alle Läden hatten eine sehr große Glasfront, durch die man die Katzen beobachten konnte.
Wasserdorf
An einem Tag war ich etwas außerhalb von Shanghai in einem sogenannten Wasserdorf. Es sieht aus wie Venedig – eine mit vielen Kanälen durchzogene kleine Stadt. Früher hat in so einem Dorf nur eine Familie gewohnt, inzwischen wohnen hier 40.000 Menschen. Dazu kommen viele Wochenendhäuser von reichen Familien aus Shanghai.
Teilweise gibt es wie in Venedig auch so schöne Bogenbrücken, hier allerdings sind diese nicht so große und nicht so hohe Absperrungen auf den Brücken. Vielleicht, weil die Menschen hier kleiner waren oder weil hier ja ursprünglich nicht so viele Personen wohnten.
Gondeln gibt es hier auch, aber diese sind nicht so klein und eher als Boote zu bezeichnen. Auch hier werden – wenn das Wetter gut ist – massenhaft Touristen durch die Kanäle transportiert.
Mein Besuch stand nicht unter dem besten Stern, denn an dem Tag war immer noch die Ausläufer eines Taifuns gemeldet. Ich hatte also nicht nur Wasser in den Kanälen, sondern auch von oben. Aus diesem Grund waren wieder nur sehr wenige Menschen auf den Straßen oder Kanälen. Deshalb gibt es hier auch nur ein Bild mit Wassertropfen und trübem Wetter von mir.
Supermarkt
Natürlich bin ich auch in Shanghai zum ersten Mal in einen kleinen „Supermarkt“ gegangen. Auch hier ist natürlich einiges anders als hier. Besonders die Snacks sind zumindest für mich gewöhnungsbedürftig. Vieles konnte ich nicht identifizieren: Es sah aus wie getrocknete Larven, getrocknete Fleischstücke, weiße Nudeln, Tintentisch. Ich gestehe: Ich konnte mich nicht überwinden, andere als mir bekannte Snacks zu kaufen.
Was mir sehr gut gefiel, war, dass oftmals die ganzen Lebensmittel, die häufig gebraucht werden, wie Mehl, Reis, Erbsen, Mais, aber auch Tee, Kaffee und Gewürze selbst abgefüllt werden konnten.
Dies war ein kleiner Einblick in meine erste Station in China. Was war für dich überraschend? Was möchtest du vielleicht noch wissen? Verrate es mir in den Kommentaren.
Hallo Claudia! 😊
Was für ein faszinierender Artikel über Shanghai! 🏙️✨ Ich finde es spannend, wie du die beeindruckende Skyline, die kulturelle Vielfalt und die kleinen Details, die man vielleicht erst auf den zweiten Blick entdeckt, beschreibst. Deine Beobachtungen haben mich richtig neugierig gemacht, diese pulsierende Stadt selbst zu erkunden. ❤️
Besonders interessant fand ich deinen Hinweis auf die Kontraste zwischen Tradition und Moderne – das macht Shanghai sicher zu einem besonderen Erlebnis. Mich erinnert das an einen Aufenthalt, den ich mal in einer anderen Großstadt hatte, wo ich auch immer wieder zwischen Wolkenkratzern und kleinen historischen Gassen hin- und hergeschwankt bin. 😊
Hast du einen Lieblingsplatz in Shanghai, den du besonders empfehlen kannst? Danke für diesen inspirierenden Beitrag – ich habe jetzt Fernweh!
LG Rosi 🌸
Hallo Rosi,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
Du hast nach meinem Lieblingsplatz in Shanghai gefragt … eine sehr gute Frage. Ich würde gerne bei besserem Wetter als im Regen an der Promenade am Fluss entlanglaufen und die unterschiedlichen Baustile bewundern. Hier gibt es bestimmt überall etwas zu essen und trinken. Es werden dann wahrscheinlich überall die unterschiedlichsten Menschen ihre Künste vorführen und ich kann längere Gespräche mit Personen führen, die mich als „Langnase“ wegen eines gemeinsamen Fotos ansprechen.
An welche Großstadt hat dich mein Bericht erinnert? Ich bin gespannt, ob ich diese Stadt vielleicht auch schon besucht habe.
Alles Liebe
Claudia