Die letzten 2 Jahre waren besondere Jahre – für uns alle! Gerade deswegen macht es Sinn zu schauen, wie wir uns wahrscheinlich im Jahr 2022 trennen und welche weiteren Prognosen es im Bereich Beziehungen gibt. Mein besonderer Fokus liegt – wie meist – auf uns Frauen.
#1 Auch im nächsten Jahr wird es weniger Scheidungen geben als 2019
Seit Frühjahr 2020 sind wir herausgefordert, in dieser Ausnahmesituation mit einem besonderen Virus und vielen Lockdowns zu leben. Oftmals haben ganze Familien 24 Stunden pro Tag, 7 Tage die Woche in ihren 4-Wänden gelebt. In dieser Ausnahmesituation kommen sehr schnell unterschiedliche Erwartungen an den Partner zu Tage. Genau wie auch im Urlaub waren es viele Paare nicht gewöhnt, so viele Stunden zusammen zu verbringen. Demnach gehe ich davon aus, dass es viel mehr Streit und Differenzen als vorher gibt.
Danach müsste die logische Schussfolgerung sein, dass sich auch mehr Paare trennen. Stimmt, dies wäre auch in normalen Zeiten so. Leider ist es aber auch in diesem Jahr noch schwierig gewesen, neue Räumlichkeiten für einen Teil der zu trennenden Paare zu finden. Der Wohnungsmarkt ist besonders mit minderjährigen Kindern sehr schwierig geworden. Deshalb konnten oftmals die räumliche Trennungen nicht gesetzeskonform durchgeführt werden. In der Regel geht einer Scheidung eine Trennungszeit von mindestens 1 Jahr voraus. Wenn dies aber nicht entsprechend eingehalten werden kann, verlängert sich auch die vorgeschriebene Trennungszeit.
Ein weiterer Punkt ist die coronabedingte Verzögerung oder Verschiebung von den Scheidungsterminen vor Gericht. Durch Lockdown und neue Bestimmungen bezüglich der Menschenanzahl in Gebäuden konnten nicht so viele Termine in den Gerichten stattfinden.
Beide Punkte gelten nicht nur für das Jahr 2020 auch für dieses Jahr. Deshalb ist meine Prognose: auch 2022 werden wir weniger Scheidungen haben als 2019.
# 2 Mehr Gewaltverbrechen an Frauen als 2021
Am 25. November jeden Jahres werden Gebäude in der ganzen Welt orange angestrahlt. Dies geschieht, um auf diesen besonderen Tag hinzuweisen, denn es ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.
Wenige Tage vorher gibt das Bundeskriminalamt (BKA) ihre kriminalstatistische Auswertung von Partnerschaftsgewalt für das vorangegangene Jahr raus. Auch im vergangenen Jahr wurden insgesamt 4,4 % mehr Menschen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. Davon waren über 80 % Frauen betroffen. In genauen Zahlen sind 119.164 Frauen dieser Kriminalität zum Opfer gefallen. Die meisten Delikte sind mit über 60 % die Körperverletzung.
Wenn wir uns die Todesfälle anschauen, wurden allein im vergangenen Jahr 139 Frauen von ihrem (Ex-)Partner getötet. Dies bedeutet, dass an jedem 3. Tag in Deutschland das Leben einer Frau so ausgelöscht wurde.
Es gibt den begründeten Verdacht, dass die Anzahl der Gewalttaten gegenüber Frauen noch wesentlich größer ist. Denn noch ist diese Straftat ein Tabu in unserer Gesellschaft. Besonders in unserer heutigen Zeit mit den schwierigen Bedingungen unter Corona gehen viele Frauen nicht zur Polizei. Immer noch wird diese Gewalt – egal ob körperlich oder seelisch – in vielen Familien als selbstverständlich angesehen. Weitere Gründe sind die Scham der Frauen, die finanzielle Abhängigkeit vom Partner oder die Erpressung des Verlustes des Sorgerechts der gemeinsamen Kinder.
Durch die „verordnete“ Einschränkung der sozialen Kontakte gelingt noch schneller und besser die Isolierung des Opfers und damit ist die Chance noch geringer, dass Außenstehende, Freunde oder Familie erkennen können, welche toxische Beziehung hier besteht.
Glücklicherweise ist in den letzten 2 Jahren die Aufklärung über dieses Thema in Gang gekommen. Dies ist sicherlich auch eine Erklärung für die steigende Zahl dieser Straftaten.
Auch im Jahr 2022 werden die Zahlen der Gewaltverbrechen an Frauen steigen. Zum einen durch die hoffentlich weitere Aufklärung, dass sich immer mehr Frauen trauen ihre Partner anzuzeigen. Aber auch durch die im nächsten Jahr immer noch herrschende Vermeidung von vielen sozialen Kontakten und Abbau von Frust und Verbitterung über die allgemeine wirtschaftliche Lage und Isolation im häuslichen Umfeld.
#3 Immer mehr Kinder und Jugendliche brauchen 2022 noch mehr Hilfe in der Schule oder bei anderen Problemen
So langsam treten die Auswirkungen der Lockdowns und des Homeschooling bei den Kindern zu Tag. Besonders die psychische Gesundheit hat während der letzten Jahre Kinder und Jugendliche härter getroffen als vorhergesagt und vermutet.
Es gibt nach dem Kinder- und Jugendbericht 3 Kernherausforderungen, denen junge Leute gegenüberstehen: Qualifizierung in der Schule, Steigerung der Selbständigkeit und Positionierung innerhalb der Gesellschaft. Alle 3 Bereiche wurden durch die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus massiv gestört.
Auch sind bereits deutliche gesundheitliche Probleme bei Kindern und Jugendlichen erkannt worden. Folgende gesundheitliche Auswirkungen der Corona-Pandemie wurden festgestellt:
- Durch die Gesamtsituation sind Kinder sehr stark seelisch belastet worden
- Kinder sind häufiger durch häusliche Konflikte zwischen den Eltern bzw. durch Gewalteinwirkung von den Eltern geschädigt worden. Dadurch, dass Sport- oder andere Vereine nicht immer geöffnet haben, fallen blaue Flecken oder Brüche nicht so häufig auf wie früher. Zusätzlich wurde eine Steigerung der Anzahl der häuslichen Gewalttaten vermutet, denn es gibt mehr Beratungsanfragen gemäß der Polizeilichen Kriminalstatistik.
- Viel mehr Kinder leiden an psychischen Krankheiten. Diese werden oftmals nicht erkannt, zu spät erkannt oder es gibt kaum Möglichkeit dies therapeutisch zu behandeln. Darunter fallen z.B. folgende Krankheiten: Hyperaktivität, Depression oder Angststörungen.
- Durch den Bewegungsmangel und vermehrte Nutzung von digitalen Medien ist eine Steigerung des BMI (Body Mass Index) bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Auch andere körperliche Symptome wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen sind gestiegen.
- Besonders schlecht sind in diesem Jahr die Schuleingangsuntersuchen ausgefallen. Viele Kinder wiesen sprachliche, feinmotorische und sozial-emotionale Defizite auf.
Auch in meinem Bekannten- und Freundeskreis haben viele Lehrer:innen oder Betreuer:innen von Vereinen die Folgen der Pandemie bei Kinder und Jugendlichen hautnah erlebt. Auch aufgrund dieser teilweise selbst erlebten Situationen, prognostiziere ich, dass im nächsten Jahr noch weitere Schwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen deutlich in Erscheinung treten werden. Immer mehr Kinder werden praktische und therapeutische Hilfestellung benötigen.
#4 Der Prozentsatz von Frauen, die ihr Leben aktiv verändern, wird sich 2022 nochmals steigern
Immer mehr Frauen merken, dass sie ihr Leben nicht mehr wie noch vor Jahren leben möchten. Sie waren schon immer diejenigen, die eher bestimmte Strömungen bemerkt und sich dann danach orientiert haben. Die neuen Frauen werden immer selbstbewusster und werden zukünftig noch selbstbestimmter ihr eigenes Leben in die Hand nehmen.
Die Generation von Frauen, die in der Zeit des Nationalsozialismus bzw. danach aufgewachsen sind, versterben und damit auch die alten Denkweisen, wie sich Frauen zu verhalten haben. Das ist eine Chance für alle Frauen, sich selbst zu verwirklichen, ohne dass mit den Fingern auf sie gezeigt wird. Auch die Frauen der Kinder und Kindeskinder von Migranten können sich inzwischen häufiger von den strengen und häufig männlichen Strukturen lösen.
Deshalb wird auch der Trend anhalten, dass sich Frauen verstärkt um ihr eigenes Leben kümmern werden und nicht mehr nur die Familie im Blick haben. Self-Care oder auch Me-Time sind hier die Stichworte. Auch die vor Jahrzehnten verschrienen spirituellen Themen werden weiter zunehmen und einen festen Platz im nächsten Jahr in der Weiterbildung von Frauen einnehmen.
Es wird sich zeigen, wie diese stetige Veränderung der Frauen sich auf die Paarbeziehung auswirkt. Meine Prognose ist, dass auch immer mehr Männer sich diesem Trend nicht entziehen können und sich auch entsprechend verändern.
#5 Es wird auch 2022 nochmals eine Steigerung von Online-Angeboten zur Verbesserung der seelischen und körperlichen Gesundheit geben
h die schwierige Situation mit der Pandemie, wirtschaftlichen Einbußen und den Kontakteinschränkungen haben wir alle mehr oder weniger stark gelitten. All dies und die Situationen in den Familien haben dazu geführt, dass immer mehr psychische Probleme auftauchen oder hochkommen. Da wir inzwischen gewöhnt sind vieles online zu machen, holen wir uns auch häufiger Online-Unterstützung. Hier bekommen die Nachbarn nicht mit, wann ich wohin gehe und die Schamschwelle ist deshalb bei vielen Menschen niedriger geworden. Dies gilt nicht für einige Menschen, die der digitalen Welt (leider) etwas skeptisch gegenüberstehen.
Ein weiterer Vorteil der Digitalität ist die Auswahl. Es gibt für alles immer verschiedene Anbieter, so dass ich mit Demjenigen zusammenarbeiten kann, dessen Art mich am meisten anspricht. Zusätzlich gibt es keine Gebiets- oder Ländergrenzen.
Ich kann aus einem riesigen Angebot von Gesundheitsthemen wählen und so auch feststellen, was tut mir gut und was liegt mir nicht. Deshalb ist meine Prognose ganz klar, dass wir auch im Jahr 2022 noch mehr Angebote erhalten. Ob wir allerdings immer genau das Richtige für einen selbst herausfiltern können, ist nicht so einfach. Auch für Menschen, die sich schwer entscheiden können, kann die große Vielzahl eventuell erschlagend sein.
Zum Schluss noch eine interessante Studie der Suchmaschine Pinterest. Schon im letzten Jahr haben sie ein gutes Näschen für die Trends des Folgejahres gezeigt. Ausgehend von den Suchanfragen wird prognostiziert, dass wir im nächsten Jahr eine bewusstere Art unserer Beziehungen pflegen werden. Besonders Suchbegriffe rund um das Thema Beziehung wird verstärkt nachgefragt. So hat der Begriff „Paarberatung Arbeitsblätter“ eine Steigerung von 115 %, „gesunde Grenzen setzen“ von 170 % und der Begriff „Tipps für eine gesunde Ehe“ sogar eine Steigerung von 190% der Anfragen in diesem Jahr gehabt.
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